Seit dem 1. April 2024 sind Neuregelungen in Kraft getreten: Das Gesetz zur Stärkung der Aus- und Weiterbildungsförderung bringt nun eine neue Leistung im Rahmen der Beschäftigtenqualifizierung, das Qualifizierungsgeld.
Zielgruppe des Qualifizierungsgeldes sind Beschäftigte, denen einerseits im besonderen Maße durch die Transformation der Arbeitswelt der Verlust ihres Arbeitsplatzes droht. Andererseits würde ihnen aber eine berufliche Weiterbildung eine zukunftssichere Beschäftigung im aktuellen Betrieb ermöglichen. Das Qualifizierungsgeld ergänzt die bestehenden Instrumente der Beschäftigtenqualifizierung. Es wird unabhängig von der Betriebsgröße, dem Alter oder der Qualifikation der Beschäftigten gezahlt und als Entgeltersatzleistung geleistet. Die Höhe des Qualifizierungsgeldes beträgt 60 Prozent – beziehungsweise 67 Prozent für Beschäftigte mit mindestens einem Kind – des Nettoentgeltes, das durch die Weiterbildung entfällt. Arbeitgeber können den Betrag aufstocken. Die Weiterbildungskosten trägt der Arbeitgeber.
Fördervoraussetzungen für das Qualifizierungsgeld sind unteranderem ein strukturwandelbedingter Qualifizierungsbedarf eines nicht unerheblichen Teils der Belegschaft, eine Betriebsvereinbarung oder ein betriebsbezogener Tarifvertrag (ausgenommen Kleinstunternehmen) und eine nachhaltige Beschäftigungsperspektive im aktuellen Betrieb. Die Beschäftigtenmüssen der Qualifizierung zustimmen.
Das Qualifizierungsgeld zielt darauf ab, die Anpassungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im Strukturwandel zu erhöhen. Es unterstützt Betriebe dabei, ihre Belegschaft gezielt weiterzubilden und auf die Anforderungen der Zukunft vorzubereiten. Dies ist besonders wichtig in Zeiten rascher technologischer Entwicklungen und ökologischer Umbrüche, die traditionelle Geschäftsmodelle herausfordern. Mit dem Qualifizierungsgeld können Unternehmen ihre Mitarbeitende auf neue Aufgabenvorbereiten, ohne finanzielle Einbußen fürchten zu müssen.
Ein Beispiel für die praktische Umsetzung könnte ein mittelständisches Unternehmen aus der Automobilindustrie sein, das aufgrund des Wandels hin zu Elektromobilität vor großen Herausforderungen steht. Hierkönnten viele Beschäftigte, deren bisherige Tätigkeiten aufgrund des Technologiewandels entfallen, durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen neue Aufgaben im Bereich der Elektromobilität übernehmen. Durch das Qualifizierungsgeld wird der Einkommensverlust während der Weiterbildung abgefedert, und die Firma kann die Kosten der Weiterbildung tragen, ohne den gesamten finanziellen Druck allein zu bewältigen.
Ein weiteres Beispiel könnte ein Unternehmen der erneuerbaren Energien sein, welches seine Mitarbeitende im Bereich der Installation und Wartung von Solaranlagen weiterbildet. Diese Weiterbildung sichert nicht nur die Arbeitsplätze der Beschäftigten, sondern stärkt auch die Position des Unternehmens in einem wachsenden Markt.
Langfristig trägt das Qualifizierungsgeld dazu bei, die Arbeitsmarktstruktur in Deutschland nachhaltig zu verbessern. Es fördert die berufliche Mobilität und ermöglicht es den Beschäftigten, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und ihre Fähigkeiten den Anforderungen des Marktes anzupassen. Dadurch wird nicht nur die individuelle Beschäftigungsfähigkeit erhöht, sondern auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gestärkt.
Für die Beschäftigten bedeutet das Qualifizierungsgeld eine Absicherung in Zeiten des Wandels. Es ermöglicht ihnen, sich ohne existenzielle Ängste auf neue berufliche Herausforderungen einzulassen und sich weiterzubilden. Dies führt zu einer höheren Arbeitszufriedenheit und einer stärkeren Identifikation mit dem Arbeitgeber.
Das Qualifizierungsgeld stellt eine wichtige Neuerung in der deutschen Arbeitsmarktpolitik dar. Es bietet eine finanzielle Absicherung für Beschäftigte, die sich weiterbilden müssen, um den Herausforderungen des Strukturwandels zu begegnen, und unterstützt gleichzeitig Unternehmen dabei, ihre Belegschaft zukunftsfähig aufzustellen. Mit dieser Maßnahme setzt die Bundesregierung ein starkes Signal für die Förderung von Bildung und Innovation im Arbeitsmarkt und leistet einen wichtigen Beitrag zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland.